Unsere Version ist eine Welt ohne Kinderarbeit.

Die Vision von GoodWeave ist, dass eines Tages kein Kind mehr zur Arbeit statt in die Schule gehen muss und Freiheit, der Zugang zu Schulbildung und das Recht auf eine Kindheit garantiert sind.


Ein Brief von unserer Geschäftsührenden

Liebe Freunde, 

viele Menschen erleben diesen einen entscheidenden Moment im Leben, eine Geschichte oder ein Ereignis, das alles verändert. Ich hatte diesen Moment bei der Lektüre eines Zeitschriftenartikels über einen kleinen Jungen namens Iqbal Masih. 

Im Alter von vier Jahren wurde Iqbal in die Zwangsarbeit verkauft, doch es gelang ihm, aus einer kleinen Teppichknüpferei im pakistanischen Lahore zu entkommen. In den 90er Jahren wurde Iqual dann zum internationalen Gesicht der Kinderarbeit: Er war erst zehn Jahre alt, als er mit all seinem Mut aus der Leibeigenschaft floh und danach in eine speziell für ehemalige Kinderarbeiter konzipierte Schule ging. Dort fasste er den Entschluss, seine Erfahrungen und seine Bildung nutzen, um die Welt über das alltägliche Leid im Zusammenhang mit Kinderarbeit aufzuklären und sich mit vollem Herzen dafür einzusetzen, Kindern in ähnlich ausweglosen Situationen wie der seinen zu helfen, um ihnen dieses Elend zu ersparen. 

Mitten in seiner Mission – er wollte gerade mit Unterstützung vom Reebok Human Rights Award nach Europa und in die USA reisen, um seine Geschichte öffentlich zu erzählen, wurde er 1995 in seinem Heimatland Pakistan ermordet. Höchstwahrscheinlich als Vergeltungstat im Zusammenhang mit seinem Aktivismus. Iqbal war gerade einmal zwölf Jahre alt, als er starb. 

Im Jahr 1999 las ich in einem Magazin einen Artikel über Iqbals kurzes, heldenhaftes Leben, was mich zutiefst bewegte. Am Ende des Artikels wurde die Gründung einer Organisation erwähnt, die Iqbals Vermächtnis fortführen würde, indem sie die einzelnen Teppichwebereien in Südasien, die ihre Teppiche ohne Kinderarbeit herstellen, identifiziert, kontrolliert und deren Erzeugnisse zertifiziert. Diese Organisation heißt heute GoodWeave. Natürlich hatte ich an diesem Tag noch keine Vorstellung davon, dass ich nur ein paar Monate später schon dort arbeiten und schließlich Geschäftsführerin werden würde. 

Seit mittlerweile mehr als zwei Jahrzehnten bekämpft GoodWeave das Problem der Kinderarbeit an den verschiedensten Fronten. So wird das ursprüngliche Programm zur Zertifizierung der Teppiche kontinuierlich erweitert, um immer mehr Partner entlang der gesamten Lieferkette mit ins Boot nehmen zu können, und parallel werden Endverbraucher, Importeure, Exporteure, Einzel- und Fachhändler sowie Designer für die Thematik sensibilisiert. Unsere Arbeit hat für eine deutliche Senkung der Kinderarbeit in der Teppichindustrie um 80 Prozent gesorgt und dabei viele Kinder direkt vom Webstuhl und damit aus einem Leben in Leibeigenschaft befreit. 

Auch wenn wir schon viele Erfolge erzielt haben, können wir uns nicht zurücklehnen und die Arbeit als erledigt betrachten, solange das Thema Zwangsarbeit noch nicht der Vergangenheit angehört. Wir wollen, dass Kinderarbeit vollständig verschwindet. Das ist auch einer der Gründe, warum wir uns an neue Fronten in diesem Kampf begeben: Wir weiten unsere Mission und unser bewährtes Modell nun auf andere Wirtschaftszweige aus, die genauso von Kinderarbeit durchsetzt sind, um den Erfolg unserer Arbeit dort zu wiederholen. Diese menschlichen Tragödien können verhindert werden und alle Kinder dieser Welt sollen frei sein können, um zu spielen, zu lernen und zu gedeihen – ein eigentlich selbstverständliches Recht eines jeden Kindes. 

Ich denke immer noch oft an Iqbal und werde jedes Mal traurig. Doch es gibt auch andere, neuere Geschichten als seine, die mich hoffen lassen. So denke ich auch an Sanju, ein schlaues, nachdenkliches und sehr lebhaftes Mädchen, das wir im Alter von 11 Jahren aus einer Teppichfabrik in Nepal befreit haben. Sie musste dort sieben Tage in der Woche 16 Stunden am Tag arbeiten. Nach Ihrer Rettung gehörten Sanju und ihre Familie dann auch noch zu den Opfern zweier verheerender Erdbeben im Nepal, die Häuser und die Schule in ihrem Dorf zerstörten. Sanjus verzweifelte Eltern wandten sich hilfesuchend an GoodWeave, und innerhalb einer Woche konnten wir für Sanju einen Platz an einer der besten Schulen Nepals finden, während ihre Eltern und die Dorfgemeinschaft sich dem Wiederaufbau widmen konnten. 

Die Geschichte von Iqbal hat viele Menschen betroffen gemacht – mich, meine Kollegen bei GoodWeave und die vielen Partner und Unterstützer unserer Organisation. Und das schlägt sich auch weiterhin in unserer Arbeit nieder, prägt den Verlauf und die Entwicklungen anderer Schicksale – wie das Beispiel von Sanju zeigt.  

Mit Ihrer Hilfe können wir die Geschichte von Millionen von Kindern neu schreiben – mit einem Happy End! 

Herzliche Grüße. 

 
Nina Smith
CEO  

Iqbal Masih