Kinderarbeit ist eine globale Herausforderung für die Menschenrechte – weltweit sind 160 Millionen Kinder betroffen.

KINDERARBEIT

Nach heutigen Schätzungen arbeitet jedes 10. Kind in der globalen Wirtschaft. Meist haben diese Kinder keine Chance, jemals zur Schule zu gehen und haben deshalb die höchste Analphabetismus-Rate weltweit. Die Betroffenen sind zwischen fünf und 17 Jahre alt und nahezu die Hälfte von ihnen, um die 79 Millionen Kinder und Jugendliche, üben eine sehr gefährliche Tätigkeit aus. Zwangsarbeit, Menschenhandel, Prostitution und Tätigkeiten, die unmittelbar das körperliche Gesundheit sowie das geistige und moralische Wohlbefinden der Kinder bedrohen, gehören zu der „schlimmsten Form von Kinderarbeit“. 


Child Laborer India

Der Zertifizierungsstandard von GoodWeave wurde unter Mitwirkung zahlreicher beteiligter Interessengruppen erarbeitet, darunter involvierte Arbeiter, Organisationen der Zivilgesellschaft und führende Experten im Bereich Kinderarbeit aus der ganzen Welt. Basierend auf den anerkanntesten internationalen Konventionen setzt dieser Standard das Mindestalter für Arbeiter bei 14 Jahren oder älter an, je nach den gesetzlichen Vorgaben der jeweiligen Länder. Der Standard legt auch fest, dass Jugendliche zwischen 15 und 18 Jahren keine gefährlichen Tätigkeiten ausüben dürfen. 

Kinderarbeit ist laut vieler Gesetze und Konventionen auf der ganzen Welt verboten und in einer Reihe von Ländern sind neue Gesetze derzeit in Vorbereitung. Dieser rechtlich verbindliche Rahmen bildet – in Verbindung mit dem Nachhaltigkeitsziel 8.7 der Vereinten Nationen (UN Sustainable Development Goal) zur Beendigung von Kinderarbeit bis zum Jahr 2025 –die Basis für ein Mandat zum Handeln. 

Kinderarbeit hat nicht nur Auswirkungen auf eine einzige Generation, sondern auch auf jede Folgegeneration. In seinem 2012 veröffentlichten Bericht „Kinderarbeit & Bildungsbenachteiligung“ („Child labour & Educational Disadvantage – Breaking the Link, Building Opportunity,) warnte der damalige Premierminister Englands, Gordon Brown: „Weil Kinder mit eingeschränkten Bildungsmöglichkeiten als Erwachsene niedrigere Gehälter bekommen, ist Kinderarbeit eine der stärksten Triebfedern für Armut, die sich von Generation auf Generation überträgt.“ 

Nicht jede Art von Arbeit, die von Kinderhand verrichtet wird, ist gleich Kinderarbeit. Mithilfe im Haushalt oder im Geschäft der Familie kann genauso hilfreich und positiv sein wie ein Nebenjob nach der Schule. Allerdings ist jede Arbeit, die die Gesundheit und das Wohlbefinden eines Kindes, seine persönliche Entwicklung oder die Schulbildung beeinträchtigt, als Kinderarbeit anzusehen. 

KINDERARBEIT UND GLOBALE LIEFERKETTEN 


Während professionell durchgeführte Audits von Unternehmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in den Produktionsstätten beitragen, findet die schlimmste Ausbeutung meist außerhalb dieser Betriebe statt, wo viele verschiedene Arten von Unteraufträgen Kinderarbeit in ein unsichtbares Verbrechen verwandeln. Das Ziel, Kinderarbeit abzuschaffen, ist ein Thema, das uns alle angeht. Die Kinderarbeit in den Lieferketten gestaltet sich je nach Industriebereich anders: 

  • GoodWeave ist seit über 20 Jahren in der Teppichindustrie aktiv. Die sogenannten „Carpet Kids“ sitzen über 14 Stunden am Tag an Webstühlen, um mit extrem scharfem Werkzeugen Teppiche zu knüpfen. Sie haben keinerlei Zugang zu Bildung. Einige dieser Kinder werden an kleine Webereien fern ihrer Heimat verkauft, um dort – meist unter Androhung von Gewalt – die finanziellen Schulden der Familien abzuarbeiten, die bei niedrigsten Löhnen niemals zurückbezahlt werden können. 
  • Viele verzierte Kleidungsstücke werden von Hand in individuellen Privathaushalten hergestellt. Gerade Mädchen werden oftmals gezwungen, zusammen mit ihren Müttern extrem hohe Stückzahlen an Kleidungsstücken zu niedrigsten Löhnen zu nähen. Das konstante Fehlen in der Schule während der Stoßzeiten in der Produktion führt bei den Mädchen schnell zu schlechten schulischen Leistungen und geht oft mit einer erschreckend hohen Frühabbrecher-Quote in Schulen einher. 
  • Überall in Südasien arbeiten ganze Familien in den Ofenhäusern von Ziegeleien. Viele davon sitzen in Zwangsarbeit fest, um Schulden abzuzahlen. Um den Ertrag für ihre Familien zu erhöhen, arbeiten oftmals Kinder ab fünf Jahren mit, indem sie die Ziegel tragen und stapeln. Andere Kinder werden verkauft, um Esel oder Vieh zu hüten. Angesichts dieser enorm langen Arbeitszeiten und nur weniger verfügbarer Schulen sind die Hürden in Bezug auf den Zugang zu Bildung für die Kinder nahezu unüberwindbar. 

NACHHALTIGE ENTWICKLUNGSZIELE


Das nachhaltige Entwicklungsziel 8.7 der Vereinten Nationen (UN Sustainable Development Goal), fordert die Welt heraus, Zwangsarbeit, moderne Sklaverei und Kinderarbeit in allen Formen und Ausprägungen bis zum Jahr 2025 auszumerzen. Ohne die Kinderarbeit in den globalen Lieferketten offenzulegen und anzugehen, kann dieses Ziel nicht erreicht werden. Millionen Kinderarbeiter, die sich in Manufakturen, den verschiedensten anderen Industriebereichen sowie in der exportorientierten Landwirtschaft verdingen, fordern von Unternehmen, Endverbrauchern und den Regierungen, sich zusammenzutun, um das Versprechen aus dem Nachhaltigkeitsziel 8.7 einzulösen. 

KURZE FAKTEN ZUM THEMA KINDERARBEIT 


  • 160 Millionen Kinder weltweit sind Opfer von Kinderarbeit. Nach Angaben der ILO und UNICEF: 

    • …verrichten 79 Millionen Kinder eine „gefährliche Arbeit“, die eine unmittelbare Gefahr für ihre Gesundheit, ihre Sicherheit und ihr moralisches Wohlergehen darstellt. 
    • …ist die Zahl der arbeitenden Kinder von 2016 bis 2020 weltweit um 8 Millionen gestiegen. 
    • verrichten 5,6 % der Kinder in Asien und im Pazifikraum sowie 23,9 % der Kinder in Afrika Kinderarbeit.

Kinderarbeit ist sowohl laut nationaler als auch internationaler Gesetzgebung strafrechtlich verfolgbar. Schauen Sie sich hier die Auflistung von Gesetzen an, die beschlossen wurden, um Kinderarbeit und Menschenhandel zu bekämpfen